In der Geschichte ist der Donnerstag dem letzten gemeinsamen Mahl, dem Abendmahl gewidmet. Es war der Tag wo das Pessachfest der Juden vorbereitet wurde (das Sedermahl). Bei diesem traditionellen Essen gab Jesus Christus seinen Begleitern die Riten für den neuen Erkenntnisweg, die Sonnenreligion.

Die Fusswaschung, erster Bruch mit der Tradition: bei diesem Ritual wusch normalerweise ein Sklave, oder derjenige mit dem niedrigste Rang den andern vor dem Essen die Füsse. Zum halben Entsetzen seiner BegleiterInnen wusch Jesus Christus, als Ranghöchster, deren Füsse. Mit dieser Geste drückte er seine Dankbarkeit seinen Jüngern gegenüber aus. Dankbar, dass sie sich zur Verfügung stellten, dass er lehren durfte. Ohne sie hätten seine Botschaften keine Chance gehabt. Ebenso übertrug er mit seinen Berührungen seinen Geist auf sie.

Damit wir unsere Gaben, unsere Talente, unsere Berufung ausüben können, brauchen wir immer andere, die weniger wissen. Ansonsten würde unser Wissen und Können brach liegen. Der Lehrer braucht die Schüler, der Taxifahrer Fahrgäste, die Banken brauchen Anleger; der Chef Angestellte und Lehrlinge; die Mutter, der Vater Kinder damit er/sie an der Elternschaft wachsen können…

Auf wen, auf was bist du angewiesen, dass du deine Talente entfalten, deinen Dienst erfüllen kannst? Wer, was dient dir? Dankbar sein für die Menschen und Lebenssituationen, die es einem nicht immer leicht machen kann herausfordernd sein.

Brot und Wein: Zuerst erfüllten sie die Vorschriften der alten Traditionen, indem sie vom Osterlamm assen. Dann aber leitete Jesus Christus den zweite Bruch ein. Er brach das Brot, das auf dem Tisch lag und schenkte den Wein ein. Brot und Wein waren seit jeher Symbole des Sonnengottes. Dank der Kraft der Sonne wuchs das Getreide und die Trauben konnten wachsen. Hier aber waren Brot und Wein mehr als ein Symbol. Christus legte in sie den Christusimpuls, den er mit seinem Tod der ganzen Menschheit schenken wollte. Er bekräftigte das mit den Worten: «Das ist mein Leib und das ist mein Blut.» Wieder ein Abschied von der alten Mondreligion zur Sonnenreligion, vom Glauben an Autoritäten zu einem direkten inneren Wissen.

Was verstehen wir, wenn wir manchmal recht leichtfüssig von «Gottesgaben» sprechen?

Die letzte Rede war ein dritter Bruch mit der Tradition: Traditionell wird das Sedermahl mit der Hagada der Geschichte des jüdischen Volkes beendet. Jesus Christus schloss den Abend auf neue Weise, mit dem «Hohepriesterlichen Gebet» bei dem die letzten Worte ganz der Liebe gewidmet, der universellen Liebe, die alle Menschen unterschiedslos einschliesst.

Der vierte Bruch passierte, als Judas unvermittelt die Runde verliess und wenig später Jesus Christus seine Begleiter aufforderte ihm in den Garten auf dem Ölberg zu folgen. Die Tradition verbot streng in der Nacht dieses Mahls nach draussen zu gehen. Wer trotzdem ging, würde draussen den Todesengel treffen.

Jesus Christus ging zum Gebet in den Garten des Ölbergs. In diesem Moment ist dieser Jesus Christus völlig allein. Seine drei Begleiter, die er mitnahm, schliefen beim Wachen ein. Trostlos, traurig, verlassen in diesem grossen Augenblick, wo der Tod, die Vollendung des Christus-impulses im menschlichen Körper bevorstand. In seiner Verlassenheit kämpfte er mit dem Tod. In der Geschichte heisst es, dass Schweiss und Blutstropfen von seinem Gesicht auf die Erde fielen und er mit seinem Schicksal rang. Innerlich bat er darum, dass «dieser Kelch an ihm vorübergehe…» Aber er war sich auch seines Dienstes, seiner Aufgabe bewusst und fügte an «…nicht mein, sondern dein Wille geschehe.»

Und da kam Judas mit einer bewaffneten Gruppe. Mit einem vereinbarten Kuss auf die Stirn verriet er, wer Jesus Christus war. Seitdem heisst dieser Kuss «Judaskuss» und ist ein Sinnbild von höchstem Verrat.

Im Volksmund kennen wir bis heute den Ausdruck «Blut schwitzen» wenn wir eine grosse Prüfung oder Herausforderung zu bewältigen haben, wenn es wirklich ums Ganze geht, wenn wir zutiefst unserer Überzeugung treu bleiben wollen. Wie brauchen wir heute doch Mut und Vertrauen Kräften standzuhalten, die versuchen in einer «Entweder-Oder-Religion», die Menschen zu spalten, Verbundenheit zu untergraben und einen Kontrollstaat aufzubauen. Bleiben wir unerschütterlich der unerschöpflichen Vielfalt und Schönheit und dem Weg der Menschlichkeit treu.