Karmontag: Auf halber Strecke nach Jerusalem machte Jesus Christus mit seinen BegleiterInnen einen Zwischenhalt in der Siedlung Bethphage, was «Haus der Feigen» heisst. Heute würde es möglicherweise Feigenhausen heissen.

Die kleine Gemeinschaft übte sich in Meditation, Übungen und dem „Sitzen unter dem Feigenbaum“. Der Feigenbaum war ein Sinnbild für diese spirituelle Schulung und das geistige Hellsehen. Etwas befremdend war, dass Jesus Christus zu einem dieser Feigenbäume ging, trotzdem es nicht Erntezeit für Feigen war. Dann hörten seine BegleiterInnen wie er zum Feigenbaum sagte: „Nie wieder wird jemand Früchte von dir essen – bis in alle Ewigkeit!“ Niemand verstand was er damit meinte. Erst später, nach seinem Tod ging das Licht auf. Der Erkenntnisweg durch Rückzug, durch Askese, Übungen, Meditationen um ein Wissender, ein Sehender zu werden war vorbei, hatte seinen Dienst getan. Die Erleuchtung wird nicht mehr unter dem Feigenbaum empfangen. Analog zum Feigenbaum kennen wir den Bodhibaum unter dem der Buddha sass und die Erleuchtung zur Predigt von Benares empfing. Unter dem Bodhibaum, heisst auch unter dem Feigenbaum. Jetzt war das nicht mehr so. Es gab keine (geistigen) Früchte mehr unter diesem Baum.    

Der neue Erkenntnisweg kam durch den Christus-Impuls in die Menschheit. Neu ist, dass der gewöhnliche Alltag mit seinen Herausforderungen/Lebenslektionen zum Übungsfeld für Einsichten, für Erkenntnisses wird. Durch diese Erfahrungen lernen wir Menschen u.a. die geistigen Gesetze von Ursache und Wirkung, von Resonanzen, Schwingungen und v.a. das Gesetz der Liebe kennen. Die Menschen werden zu Wissenden und irgendwann auch zu Sehenden. Dadurch erwacht der Christus-Impuls in uns selbst. Der Mensch, die Menschheit wird unabhängig von äusseren Führern, Autoritäten. Führung von innen, die ein Bindeglied zwischen geistiger und materieller Welt ist, Selbst- und Mitverantwortung und Mitmenschlichkeit nehmen deren Platz ein.

In logischer Folge erfordert dieser Weg eine Wertschätzung des Vergangenen aber auch einen Frühlingsputz verstaubter Geisteshaltungen und Weltanschauungen.

Dieser Putz geschah als Jesus Christus am Montag in den Tempel ging. Wegen des bevorstehenden Passahfestes war dort ein Betrieb wie auf einem Jahrmarkt. Händler priesen ihre Ware an, Viehzüchter kauften, verkauften Tauben, Ziegen, Lämmer, Geldwechsler wechselten fremde Währungen… Ein Betrieb, in dem der Sinn des Tempels verloren ging.

Als Jesus in den Tempelhof eintrat¸ zog seine lichte Ausstrahlung die Augen aller auf sich. Wie das Licht einer Sonne enthüllte seine Anwesenheit den ganzen gierigen Betrieb. Heute ist es u.a. der Investigativjournalismus, der dunkle Affären ausleuchtet, dem Mammon auf die Finger schaut, Fakes enthüllt, Ungerechtigkeiten nicht mehr hinnimmt. Höchst unangenehm sind diese Mutigen für die heutigen Taktangeber. Sie werden gefürchtet und nicht selten umgebracht.

Nicht anders wirkte damals Jesus der Christus, der lediglich durch seine klare Präsenz die Absichten der Marktbetreiber an diesem heiligen Ort erkennbar machte. Sie fühlten sich ertappt und gleichzeitig erkannten sie ihr Tun. Chaos brach aus, die Menschen wollten sich dieser unangenehmen Enthüllung entziehen. Tische und Stühle fielen um, Münzen rollten über den Tempelboden, Hühner, Tiere verirrten sich… Ein grosses Durcheinander.

Mit einem Blick in das heutige Weltgeschehen müssen uns die Realitäten vor 2000 Jahren ziemlich bekannt vorkommen.

Jeder spürte: der Tempel muss gereinigt werden, damit der ursprüngliche Geist ihn wieder beseelen kann. Beschämt erkannten die Menschen dort, dass es so nicht weitergehen konnte. Es brauchte etwas Neues.

Während dem Chaos im Tempel heilte Jesus Christus gelähmte, blinde, taube, kranke Menschen. Durch ihre Leiden haben diese Menschen eine Sensibilität für das Wahre entwickelt und fanden so zu ihm. Mit andern Worten: das neue Wissen das Jesus Christus verkörperte wirkte auf diese Menschen heilend und ordnend auf ihr Leben und ihren Alltag.

Sind wir bereit, uns neuem, unbekannten, nichtgedachtem Wissen, Visionen der Menschlichkeit, und der Heilung und Ordnung zu öffnen?

Am Palmsonntag wurde die Sonnenweisheit angekündigt. Am Montag begann das Aufräumen des Überlieferten, des Gewohnten. Damit wurde Raum für den neuen Impuls in die Menschheits-Evolution gegeben.

Wir können nicht verleugnen, dass wir als einzelne Menschen wie als Menschheit seit einiger Zeit wieder an so einem Punkt stehen. Ein neuer/erneuernder Geist ist not-wendend. Für die einen eine herausfordernde, aber auch hoffnungsvolle und beglückende Zeit, für andere eine tief verunsichernde Bedrohung.

Kardienstag – Tag des Streites, der Auseinandersetzung, der Standhaftigkeit

Am Dienstag besuchte Jesus Christus den Tempel wieder. Die Menschen wurden leiser, verunsichert, wenn sie diese Gestalt mit ihrer enormen Ausstrahlungskraft sahen. Sie war ihnen unangenehm. Sie zogen sich etwas zurück. Nichts mehr vom enthusiastischen Begrüssen und Begleiten am Palmsonntag. Vielmehr wich diese Stimmung einer zunehmend feindlichen.

Das was gestern im Tempel passierte, liessen die hochangesehenen Gelehrten und Beamten nicht tatenlos über sich ergehen. Sie begannen gegen Jesus Christus zu gifteln, ihn zu provozieren, ihn mit Fangfragen kleinzumachen. Der Disput zwischen Jesus Christus und den Gelehrten der Heiligen Schriften (Sadduzzäer, Pharisäer) wurde immer unausweichlicher ein Versagen für die Schriftgelehrten. Das Zitieren und Interpretieren der Heiligen Bücher hielten den Weisheiten von Jesus Christus, die aus einem inneren, ungeschriebenen Wissen kamen, nicht mehr stand.

Heute sind es wohlgepriesene wissenschaftliche Studien, die z.T. gegensätzlicher nicht sein können, die dem Ge-Wissen und der natürlichen Unterscheidungs- und Urteilsfähigkeit vieler Menschen gegenüberstehen und diesen nicht mehr standhalten können. Wir erleben immer prekärer, dass Wissen, das an der Grenze der Materie endet in einer Sackgasse endet. Das schliesst nicht aus, dass dieses Wissen sehr viel Gutes und Fortschritt der Menschheit gebracht hat.

Die Stimmung der Schriftgelehrten wurde Jesus Christus gegenüber immer feindlicher. Die Sticheleien und der zunehmende Hass hatten ihre Wurzeln in der Angst – so wie Hunde nur beissen und bellen, wenn sie Angst haben. Die Mächtigen verlieren ihren Boden unter den Füssen, weil sie gescheit genug sind, das aufsteigende Licht der Sonne zu sehen.

Ähnlich ergeht es heute Denkenden, die sich nicht dem Mainstream unterordnen. Die schöpferische Vielfalt und Kreativität individueller Denk- Empfindungs- und Handlungsmöglichkeiten stehen einer dumpfmachenden Uniformierung gegenüber. Wahrheit, Wahrhaftigkeit, Lebendigkeit und vor allem Verbundenheit werden unerträglich für diejenigen die das alte Führer- und Lehrergewand nicht abgeben wollen.

So war der Dienstag einer Verbalschlacht gewidmet, einer Verbalschlacht, die in ihren Tendenzen an heutige Verbal- und andere Schlachten erinnert.

Am Ende des Tages ging Jesus Christus mit seinen BegleiterInnen zum Ölberg. Dort sprach er die sogenannte «Apokalypse» aus, wo «kein Stein mehr auf dem anderen liegen» werde… Heute wird viel Unfug mit der Apokalypse betrieben, vor allem Angstmacherei und wieder Machtausübung über Gutgläubige oder Fremddenkende (die ihr Wissen von irgendwelchen selbsternannten Führern geliehen haben).

Ganze Zyklen von Wandlungen werden angekündigt. Alte Glaubenssätze, Dogmen, Überzeugungen, Weltanschauungen geraten aus dem Ruder. Die Angst vor dem Zusammenbruch, die Schreckensvisionen, verwirren. Die Hoffnung und das ahnende Wissen schöpfen neue nicht-gedachte Welten. Sie wachsen aus dem Kompost des Verlusts, der Schmerzen, der Gewohnheiten, des Festhaltens, der Feindschaften, der Gesetzlosigkeiten. Stecken wir nicht darinnen fest, lassen uns nicht davon lähmen, so eröffnet sich uns die grosse Gelegenheit als Mensch und als Menschheit selbst den Durchgang ins Neue mitzugestalten, auf dass er so sorgfältig als möglich durchschritten werden kann und nicht in der Zerstörung enden muss. Ein Blick in unsere heutige Weltlage, in die Geister, die miteinander ringen möge uns erinnern, dass wir es in den Händen haben, den Weg in die Freiheit, in die Liebe, die Brüderlichkeit zu gehen.  Wir sind vor die Wahl gestellt: entweder geben wir uns nur mit der Materie zufrieden (KI, Transhumanismus, Uniformierung des Denkens) oder wir öffnen und entscheiden uns für die Liebe, für den Frieden, für das Mensch-sein und die Mitmenschlichkeit. Das bedeutet einen Schritt über die materielle Grenze hinaus in die Verbundenheit mit der geistigen Welt, mit ihren Werten. Es ist der grosse Schritt, in dem die Materie vergeistigt wird. Der Egoismus hat dann ausgedient. 

Nicht die Angst, nicht das Opfer-Täter-Vergeltungsdenken führen uns in die neue Welt. Liebe, Standfestigkeit, Unerschütterlichkeit, Wahrhaftigkeit, Mut, Vertrauen und allen voran Verbundenheit sind die gefragten Werkzeuge unserer Zeit. Wie können wir innerlich doch daran erstarken! Was würde geschehen, wenn alle die weisse Fahne hochhalten würden?  Was für eine Chance hat die Waffenindustrie dann noch?