Übergänge haben heikle, verletzliche Seiten. Wie mit zwei Gesichtern stehen wir am Übergang Silvester-Neues Jahr, eines vorne mit Blick in die Zukunft, eines nach hinten mit Blick in das Vergehende.

Aus dem Rückblick kommen Impulse um dem noch nicht Gestalteten, noch Vagen aus der Zukunft entgegenzugehen. Beide Kräfte braucht es: den Boden aus der Vergangenheit und den Himmel aus der Zukunft, Acker und Same.

Die Brücke können wir nicht überqueren, ohne den Fragen zu begegnen: Was kann bleiben, Was darf, was soll gehen, was dient dem Neuen, wo befruchten sie einander?

Oft finden sich unter der Brücke des Übergangs schäumende, bewegende, stürmische Gewässer, sei es aus Verunsicherung, sei es aus Begeisterung.

Hoffnungen nähren den Übergang. Hoffnungen die mit Taten, Experimenten genährt sind, ermutigen in ein Crescendo des Zukünftigen zu wachsen. Sie können zu einem alle/s mitziehenden Strom werden, wenn wir sie von Anfang an mit kleinen leisen Tönen (z.B. genügend Ruhe, Bewegung, Rhythmus) nähren, ihm stetig steigernd mehr und mehr Gehör und Kraft schenken. Die leisen Töne, wie die anschwellenden, jeder in seiner Kraft gehalten, erheben sich Schritt für Schritt zu einem alles durchklingenden unerschütterlichen Crescendo, wo dem Leben alle Ehre erwiesen wird, wo

Du in deine Seelenvision erwachst, wo

Du co-kreierend mit anderen die neue Welt erschaffst, wo

wir den Geist der Zerstörung und Isolierung eintauschen mit dem Geist der Freiheit und Liebe, wo

ein vereintes Europa ein Leuchtstern für Menschlichkeit und einer Kultur des Geistes die andern Kontinente befruchtet, wo  

Syrien im Damaskus-Licht des Paulus erwacht, wo

Gaza ein Leuchtstern der Versöhnung und Völkerverständigung ist, wo

Amerika als Leuchtturm geistiger Macht, Ordnung und Gerechtigkeit das Gleichgewicht aller Kräfte hält, wo

im Sudan die Felder erblühen und die Menschen gesättigt sind, wo

China ein Leuchtturm für Brüderlichkeit, für Teilen und Teilhaben ist, wo

alle Religionen im Erkennen des gemeinsamen Ziels sich befrieden, wo

Wissenschaften sich im Crescendo der Unermesslichkeit des Geistes finden, wo

unsere Zukunftsbilder die Gegenwart gestalten, wo…

Auch die Erde hat ihre eigenen Visionen. An diesem Übergang am Jahresende regt sich in ihr der Frühling. Innen ist sie hochaktiv. Stelle dir vor wie in der Silvesternacht Millionen verschiedene Pflanzenbilder wie Sternschnuppen in der Erde tanzen, leuchten, singen und aus der gesammelten Kraft des vergangenen Jahres sich regen, bewegen, spriessen und einen neuen Frühling verkünden.

Kannst du auch in dir spüren, wie die angelegten Samen deines Wesens sich vorbereitet haben und mit klopfendem Herzen warten, dass sie sich noch mehr in ihre ganz eigene Fülle und Schönheit entfalten können. Du spürst sie, wenn du innerlich unruhig, verwirrt bist oder ahnend-wissend, begeistert, interessiert bist, dich beglückt, beflügelt fühlst. Mit was für Samen, Bilder, Visionen bist du unterwegs? Was für eine Blume möchte aus deinen gesammelten Kräften in einen neuen Frühling hinauswachsen? An welchem Übergang stehst du an diesem Jahresende und Jahresbeginn?

Was bist du bereit, was ist für dich möglich, dem Aufblühen deiner eigenen Lebensblume Raum und Zeit zu geben. Dein Aufblühen ermutigt auch andere menschliche Lebensblumen zum Blühen zu kommen.

Ein paar Möglichkeiten wie du die Sprache des Geistes verstehen kannst, wenn er dir in diesem Übergang Hinweise für dein ureigenes Wesen gibt.

Besinnen, Beobachten, Reflektieren, Kontemplieren, Wandeln…

  • Beobachte deine Träume, Stimmungen, Intuitionen, deine inneren Bilder, Menschen, die dir begegnen, Unerwartetes, das dir zufällt, Menschen, die dir schreiben, dich einladen, begrüssen… Menschen, denen du schreibst, sie kontaktierst… Was klingt in dir an? Was hat das mit deinem Inneren Wesen zu tun?
  • Rückblicken: Betrachte ohne Urteile und Wertungen von hinten nach vorne deinen Tag. Was begegnet dir? Gewohnheiten, Prägungen, Mutiges, Vertrautes….

Blicke zurück auch auf den letzten Monat, das Jahr… Was hat sich erledigt, was ist liegengeblieben, was ist überflüssig geworden, wo hängst du noch, wo hast du Neues, Unerwartetes in dein Leben gelassen oder ist zu dir gekommen? Was stimmt ganz mit deinem Wesen überein? Was weniger, was nicht?

  • Rhythmus: Nutze die Tage des Übergangs – aller Übergänge – um möglichst rhythmisch zu leben. Dein inneres Wesen kann sich beruhigen und kann dir deine inneren Sterne, die zum Leuchten kommen wollen klarer spiegeln.
  • Wandeln. Eigene zerstörende, negative Gedanken, aber auch von aussen kommende negative Ereignisse, irritierende Informationen, säbelrasselnde Führer, kannst du innerlich sofort wandeln, in ordnende, befriedende Gedanken, Bilder, Vorstellungen. So hältst du das Gleichgewicht nicht nur in dir, sondern trägst auch zu dem im Umfeld und der Welt bei.
  • Meditation. Stille. Fühle, erforsche das eigene «ICH BIN» – ein geistiges Wesen.
  • Bilder der Zukunft kreieren und hereinholen, indem du sie intensiv fühlst. (Beispiele oben)
  • Denken und Fühlen: Denke gross, über den eigenen Horizont, über den eigenen Alltag hinaus. Empfinde und erlebe das Gefühl für grössere Zusammenhänge, für das Eingebettet-sein in den Kosmos. Erfahre dich als kosmischen BürgerIn, als MitschöpferIn mit unbegrenzten Möglichkeiten. Was immer in einem Leben möglich ist, heisst nicht, dass es nicht noch mehr gibt.

Übergänge haben zwei Gesichter: Heute feiern wir das Vergangene und begrüssen das Kommende mit Feuerwerken, Lichtern, Jubel, Tanz und guten Wünschen. Vielleicht möchtest du in dieser Nacht den Bolero, oder ein Crescendo von Mozart anhören, dich einschwingen, ganz mit deinem Wesen mitschwingen mitkreieren, dich begeistern, freuen…

Das andere Gesicht sucht die Stille. Sie lädt dich ein, dem was war zu danken, dem was kommt das Herz zu öffnen. Innehalten, einen ungeprägten Raum der Stille schaffen, wo Ungeahntes, wo sich dein Wesen offenbaren kann, wo dir der nächste Schritt klar werden kann.

Feiere das Leben, feiere dein Leben. Hüte es.