Wochenimpuls 15:  22. – 29. 11. 2020  Was wir als Mensch und als Menschheit sind ist das Werk von Jahrhunderten geistiger Impulse und Entwicklung. Wir ernten die guten und die schlechten Früchte, die sich durch all diese Zeiten in uns gebildet, und die wir mitgenommen haben in die jetzige Zeit. Könnten wir hinter die offizielle Geschichtsschreibung schauen, die v.a. das äussere Geschehen mit Daten, Schlachten, Persönlichkeiten, Baustilen usw. aufzeichnet, dann könnten wir in den Spiegel innerer geistiger Kräfte schauen, die uns als Menschheit in immer wacheres Bewusstsein und in die Freiheit «stossen». Das kann für jene im Widerspruch gerade zu den derzeitig polarisierenden Auseinandersetzungen stehen, die die Gesetzmässigkeiten von Geburtsschmerzen nicht kennen oder nicht anerkennen wollen, die in jedem Wandel und Fortschritt liegen. Wir wissen um den extremen Druck, unter dem ein Kristall sich in seine reinste Strahlkraft formt. Wir wissen um den Druck und das schmerzhafte Pressen bei der Geburt eines Kindes. Wir wissen, dass es diese Schmerzen sind, die die letzten Voraussetzungen für ein erfolgreiches, gesundes Leben auf der Erde bilden. Unbewusst «installiert» sich das Selbst-Bewusstsein (Ich Bin), der Wille manifestiert sich als innere Kraft (ich habe es geschafft), die Lungen werden vorbereitet auf die Sauerstoffatmung usw., das Glück, die Entspannung, die Krise überstanden zu haben ist immens. Unsichtbare schöpferische Kräfte bewegen sich immer Richtung Ordnung und Gleichgewicht. Auf ihre Weise «schieben» sie Entwicklungen auch im Gesamtorganismus Menschheit vorwärts. In diesem Sinn gibt es nichts vor dem wir uns zu fürchten brauchen, ausser… unseren eigenen Blick auf die Welt, der oft getrübt ist von Überzeugungen, Urteilen, Wertungen, von Sympathien und Antipathien.

Sympathien und Antipathien sind es nun, die die grössten Verhinderer von echtem sozialem Verständnis, von Entfaltung und von menschlicher Verbundenheit sind.

In den Sympathien und Antipathien liegt die Magie, dass sie uns als einzelne Menschen, Gruppen oder Völker immer wieder trennen/abstossen und anziehen/zusammenführen. Das ist kein Zufall. Das was uns über Jahrhunderte und verschiedene Kulturepochen verbindet oder trennt, will heute erkannt, Ungelöstes gelöst, Ungerechtes ausgeglichen, Abhängigkeiten befreit, und in einen bewussten sinngebenden Zusammenhang der ganzen Menschheit in ihrer Entwicklung gestellt werden. Sympathien und Antipathien liegt die Eigenart zugrunde, dass sie das Gleichgewicht suchen, solange bis sie in Balance sind. Wie heftig die Konfrontationen und Bremsen sind, wenn ein Wandel ansteht, erleben wir zurzeit eindringlich. Wir erfahren wie ein dominantes Thema (Corona) verstörende Zustände der Trennung und babylonische Verständigungsprobleme erschafft. Können wir diese als Geburtswehen eines grundlegenden Wandels erkennen? Unsere ganze Präsenz ist gefordert. Die Menschheit will als Kristalldruse, wie jeder Einzelne als Kristall zum Leuchten kommen.

Die nie versiegende Wirkkraft der Vision einer geistig freien, kreativen und liebenden Menschheit ist tatkräftig am Werk.

Können wir bis hierher miteinander einig gehen, dann suchen wir nicht länger nach einem äusseren Feind um individuelle wie kollektive Probleme zu erklären, andern zuzuschieben oder zu lösen. Wir spüren es zutiefst, dass es nicht da draussen stattfindet, sondern in uns selbst. Das kann unangenehm, schmerzhaft berühren und fordert unsere Ehrlichkeit heraus!

Spürst du, erkennst du, wie darin das befreiende Potenzial und die Kraft (und die Freude) liegen, selbst der Wandel zu sein?

Solange wir meinen es sei ein Virus, der, wenn ausgerottet die Welt in Ordnung sei, schauen wir mit einem beachtenswerten Verdrängungspotenzial weit neben die Ursachen, die gelöst werden wollen und den Wandel, der unaufhaltsam sich manifestiert. Das Licht der Ehrlichkeit, das Licht der Zusammengehörigkeit, die Anerkennung des Schmerzes im Wandel, können die Nebel und die selbsttäuschenden Wohlfühloasen und Ängste auflösen.

Die selbstgerechten Verdrängungsmechanismen und Rechtfertigungen kennen wir nur zu gut, wenn wir mit Sympathien und Antipathien auf andere oder äussere Umstände reagieren. Nun können weder ein einzelner Mensch noch eine Gruppe noch Völker etwas dafür, wenn wir mit Anti- oder Sympathien auf sie reagieren. Es brodelt in uns und nicht beim anderen. Sind wir bereit, die Verantwortung dafür zu übernehmen, was in uns selbst als Misstöne schräg erklingt wie Unruhe, Ablehnung, Zorn, Kampf, Unterwerfung, Rückzug, Urteile, Wertungen, Missachtung, Angst, Minderwert…?  Sind wir fähig, die Erkenntnis zuzulassen, dass «Andere», oder Situationen, mit denen uns das Leben zusammenführt, (ungeliebte) Spiegel sein können, aus denen uns das anschaut, was sich in uns (und der Menschheit) selbst befreien oder ausgleichen will? Wie schwierig ist es doch, den anderen anzunehmen wie er ist, ohne Erwartungen, wie einfach wäre es, wenn er/sie doch auch mal einen Schritt auf einen zumachen würde, wenn er/sie doch etwas mehr Einsicht hätte…  Und wie braucht es doch Mut und Vertrauen, hinzustehen und sich zu zeigen, aus der Opferhaltung rauszugehen in die Selbstverantwortung. Ein tiefer Prozess der schmerzhaft sein kann. Unsere eigenen Sympathien und Antipathien werden zum wertvollen Kompost für den Wandel. Wir können uns finden in einer ewig dahinfliessenden sich in uns Menschen entfaltenden Kraft. Einer Kraft, die in uns als Quelle der Selbstbestimmung, der Freiheit, der Freude, und Liebe fliesst.

Übung/Reflektion: (Es braucht Ehrlichkeit. Gönne sie dir. Verurteile dich nicht. Anerkenne dir deine Wandlungsschritte)

Bring eine Person vor dein inneres Auge mit der du Mühe hast, wo du dich zurückversetzt, verletzt, angegriffen fühlst. Spüre die Antipathie, die Wut, den Widerstand, die Auflehnung, die Ohnmacht, die Anklage…

Nun stelle dir die Frage: Ist das wahr, was ich empfinde, denke? Wer in mir sagt das?

Erforsche, was dich geprägt, beeinflusst hat. Es können weit zurückliegende Ängste, Erwartungen, Erfahrungen, Enttäuschungen sein, die dich heute so denken, empfinden und handeln lassen.

Was möchte angenommen, befreit, befriedet werden? Lass den Schmerz, die Tränen zu.

Schau nun welche Fähigkeiten sich entwickeln oder gestärkt werden wollen. (Mitgefühl, Ehrlichkeit, Standfestigkeit, Versöhnung, Durchsetzungsvermögen, Mut, Zivilcourage, Unabhängigkeit, Selbstachtung, Verantwortung…)?

Wähle nun etwas aus, das du im Alltag anders tun willst, etwas das dich ganz mit dir verbindet, ganz deinem wahren Wesen entspricht. Es braucht Mut. Nimm etwas Kleines das du überblicken und bewältigen kannst. Spüre die Kraft der Freiheit, der Unabhängigkeit und der Liebe, die sich in dir aufbaut, wenn du für dich einstehst.

Nimm Kontakt auf mit deinem Herzen. Lass diese Kraft der Freiheit, der Liebe, der Unabhängigkeit in deinem Herzen aufblühen. Lass sie als Lichtstrom in deine Arme, deine Beine, deinen Kopf ausströmen.

Gib einen Blick auf die Person, mit der du Mühe hattest. Kannst du sehen, wie dieses Licht auch aus dem Herzen der anderen Person strömt?

In herzlicher Verbundenheit auf dem Wandlungsweg. Katharina