Corona Wochenimpuls 12) 9. Juni 2020   Die Devise bleibt: Dranbleiben, an dem was als hoffnungsvolle Nebenwirkungen dieser besonderen Auszeit einem Wandel Aufschwung gegeben hat: Gemeinschaft, Solidarität, Teilen, Mitgefühl, Rücksicht, Masshalten, Ruhe, Entspannung, Reflektion, Dankbarkeit. Unser innerer Hort der Stille kann uns dienen, diese in den nächsten Wochen, Jahren zu stärken, und mit der Kraft des Durchhaltens zum Ausdruck zu bringen. Der bekannte Mechanismus des Vergessens und der Gleichgültigkeit wie er in den letzten Jahrzehnten einschneidenden weltbewegenden Ereignissen gegenüber auftrat, darf nicht mehr sein.

Stille ist heute zu einem vernachlässigten Urbedürfnis geworden. Die Sehnsucht nach ihr ist gross – die Mühe, sie auszuhalten meist ebenso. Stille ist ein grundlegender Nährboden für den Wandel. Dafür müssen wir uns frei machen von Sympathie und Antipathie, von Kritik, unabhängig sein von dem was von der äusseren Welt an uns herantritt (das heisst auf keinen Fall gleichgültig sein). Stille ermöglicht ein klares Bewusstsein, das befähigt den Geist der Freiheit und der Liebe mit Herz, Verstand und Tat zum Wohle aller und allem umzusetzen. Das Ruhen in der Stille wird zu einem Kraftanker für das Standhalten. Lao Tse, der chinesische Philosoph, 6. Jhdt. v. Chr. sagt «Nur wer rein und still ist, kann eine Richtschnur für die Welt sein.»

In der Stille berühren wir die Wurzeln unserer seelisch-geistigen Herkunft, finden wir unsere Bestimmung, sind wir verbunden mit unseren Werten und Visionen, befinden wir uns an der Quelle des Wissens, wo wir erkennen was wahr ist, sind wir verbunden mit der Unendlichkeit und ihren Möglichkeiten. Diesen Hort der Stille finden wir in unserem Herzen.

Stille ist die Sprache Gottes. Sie ist der lebenserhaltende Strom, der unabhängig von äusserem wie innerem Lärm unaufhaltsam in der Tiefe von allen und allem strömt. Er berührt uns in der Morgenstille, Abendstille, Naturstille, Andachts­stille, Meditationsstille, im Tanz, im Gesang, beim Malen, beim Stillen, in jeder Tätigkeit, in jeder Begegnung mit einem Mineral, Pflanze, Tier, Mensch, an jedem Ort… genauso finden wir sie aber auch im Chaos. Stille ist der sichere Hort im Auge des weltbewegenden, menschengemachten Zyklons.

Stille – Innehalten: Schenk dir täglich ein paar Minuten der Stille. Lass deine äusseren Sinne ruhen, ähnlich, wie wenn du abends zu Bett gehst, die Augen schliesst und dich von der äusseren Welt verabschiedest.

Verbinde dich mit dem inneren Raum deines Herzens (oder dem was dich mit der Stille verbindet). Stelle dir vor wie sich ein Tor zu deinem Herzen öffnet. Du trittst ein in deinen inneren Tempel der Stille. Kein Gedanke, keine Emotion, keine Erfahrung dringen in diese Stille. Öffne dich und empfange die Stille. Werde eins mit ihr. Es gibt nur Stille und diese Stille die bist du. Verweile einen Moment.

Lass die Stille in deinen ganzen Körper ausströmen und etwas darüber hinaus. Mit der Zeit baut sich ein Kraftfeld der Stille, der Gelassenheit und Sicherheit in dir und um dich auf.

Für unterwegs oder wenn es mal hektisch ist: Nimm eine oder beide Hände und lege sie auf dein Herz. Wenn dein Atem noch unruhig ist, dein Herz schnell schlägt, dann bleib einfach mit deinen Händen da atme ruhig und wisse, spüre, dass du an der Pforte deines Hortes der Stille bist.

In dieser Woche wünsche ich euch allen Momente der Begegnung mit der Stille und ihrer stärkenden Kraft der Zuversicht.