Corona Wochenimpuls 9: 18. Mai 2020

Global haben wir eine Meisterübung bestanden. Von einem Tag auf den andern sind unser eingeübtes Verhalten, unsere Haltungen, Weltsichten, Gewohnheiten gepurzelt – auch wenn dafür einschränkende und unfreiwillige Anordnungen von aussen notwendig waren. Jeder Einzelne, jedes Land hat auf seine Weise grosse Beweglichkeit und Offenheit gezeigt und bewiesen, dass etwas Unmögliches möglich werden kann.

Auf der Basis der Freiwilligkeit und auf seelengerechte Art können wir diese Fähigkeiten weiter üben. Wir wollen uns die geistige Offenheit für Neues oder Fremdes trainieren. Wie Unbekanntes oft auf Skepsis oder Abwehr stösst davon zeugen Sätze wie: «Noch nie gehört, das kann nicht sein». «Das glaube ich nicht». «Beweise mir das erst». «Dafür braucht es noch wissenschaftliche Studien». «Das ist unmöglich». In der gegenwärtigen Wandlungszeit haben zwei Abwehrsätze besonders Hochkonjunktur: «Das ist esoterischer Unsinn» und «Wieder so eine Verschwörungstheorie»…

Aussagen, die uns innerhalb unseres selbsterschaffenen Horizonts verharren lassen, die nicht erlauben, dass auch in etwas ganz Fremden ein Fünkchen Wahrheit oder eine Möglichkeit liegen könnte. Wir spüren wie dieses «Meinung gegen Meinung» einengend, polarisierend und trennend wirkt.

Dabei vergessen wir gerne, dass unser Gehirn ungenutzte Kapazitäten von ca 95% hat, dass unser Herz mit seiner ganzen Verletzlichkeit bedingungslos und offen für Neues ist, dass unser Geist sich im grenzenlosen Schöpfungsraum bewegt.

Diese Woche wenden wir uns einer neuen Meisterübung zu. Wir üben, erst einen Schritt zurückzutreten, wenn etwas Neues, Fremdes auf uns zukommt und halten nicht gleich unsere Meinung oder Urteil entgegen. Unvoreingenommen geben wir dem Unbekannten Platz und lassen eine Begegnung zu, lauschen achtsam, schauen wohlwollend. Die Unbefangenheit wie Kinder auf die Welt zugehen, möge uns ein schönes Beispiel dafür sein. In der Unbefangenheit liegt die Kraft des Glaubens an Neues, an noch Unerkanntes, an Visionen verborgen. Wir machen uns durchlässig und geben dem Unmöglichen eine Chance (es dürsten ganz viele Menschheitsthemen danach, im Persönlichen wie im Kollektiven). Wir erfahren schmerzhaft, wie in der bekannten Abwehr nicht nur die Glaubenskraft geschwächt wird, sondern auch unsere Entwicklung als Menschheit. 

Übung: Begib dich einen Moment in deine innere Stille. Lass in der Erinnerung eine Situation in dir auftauchen, in der du mit einem Menschen entgegengesetzter Meinung warst oder eine andere Werthaltung vertratest. Stelle dir vor du wärst auf einem Aussichtspunkt. Öffne dein Herz und alle deine Sinne für dieses dir Fremde oder Abstossende. Betrachte es mit grösstmöglicher Unbefangenheit und Aufmerksamkeit. «Vergiss» für diesen Moment dein Wissen und deine Meinungen. Finde heraus was du von diesem Fremden, dir Widerstrebenden lernen kannst. Schau ob du doch ein Fünkchen Wahrheit oder eine neue Möglichkeit darin findest und zulassen kannst.

Subtil füllt sich mit der Zeit der Raum um dich mit etwas Lebendigem an. Es kann sein, dass du um dich ein leises Vibrieren wahrnimmst, du dich erweiterter, beweglicher, leichter, froher fühlst.  Nimm dieses erweiterte, frohe Empfinden aus deiner Umgebung durch deine Sinne, v.a. den Augen, den Ohren und der Haut in dich auf und lass es in dir wirken.

Übung im Alltag: Sei achtsam auf die bekannten «Abwehrsätze». Nimm sie wahr und wenn möglich wende dich deinem «Unbefangenheitsmodus» zu und nimm mit allen deinen Sinnen wahr.

Diese Woche wünsche ich dir das belebende und beflügelnde Gefühl der Erweiterung durch deine Unbefangenheit. Wir alle kennen die Begeisterung eines Kindes, wenn es etwas Neues entdeckt hat.