Corona Wochenimpuls 8: 14. Mai 2020

Begegnen wir einem Menschen mit Vorurteilen, Kritik, Antipathie, können wir ihn nicht in seiner Ganzheit erfassen. Wir werden ihm nicht gerecht. Der Volksmund sagt dem: «auf einem Auge blind» sein. Mit solch einer eingeschränkten Sicht schwächen wir aber unsere eigene Fähigkeit zum Erkennen und Verstehen.

Diese Woche wollen wir uns für das was hinter der sichtbaren Fassade eines Menschen oder einer Situation liegt, öffnen. In allen Erfahrungen und Begegnungen suchen wir das in ihnen vorhandene Gute, Schöne, Wertvolle, Belebende oder Originelle. Das soll nicht missverstanden werden als blauäugiger Blick oder nachlässige Toleranz. Es wird nichts verdrängt oder verschönert. Schwarz wird nicht für weiss verkauft.

Wir treten lediglich zurück von den gewohnten Antipathien, Wertungen, Ablehnung und von den Prägungen der eigenen Persönlichkeit. Wir verbinden uns mit dem Fluss der Liebe, des Mitgefühls in unserem Herzen und versetzen uns in die Lage des anderen.

Richten wir bewusst unsere Aufmerksamkeit auf das Positive in allen Erfahrungen und Begegnungen, dann baut sich mit der Zeit ein Gefühl in uns auf, wie wenn wir durchlässiger, feiner würden für das was vorher unsichtbar war, das uns entgangen ist oder wir nicht zugänglich dafür waren. Wir werden aufmerksamer, mitfühlender, verständnisvoller. Es gibt nichts mehr zu bekämpfen oder verurteilen. Wir wachsen ein Stück weit über uns selbst hinaus und können erfahren wie das was wir betrachten, auch zu uns selbst gehört. Zunehmend baut sich durch diese erweiterte Sicht ein subtiles, beglückendes Gefühl in uns auf. Wir werden innerlich ruhig und wir kommen in eine erweiterte Beziehung zu unseren Erfahrungen und unserem Umfeld. Die Sicht, die sich aus dem Herzen herausbildet, will den anderen auf möglichst unauffällige und stille Art in seiner Situation unterstützen oder diese zumindest verstehen anstelle von strafen, verurteilen oder uns von ihm abzuwenden.

Das Leiden im anderen erkennen – das Gute und Schöne in ihm würdigen

Lass dich von deinem Atem in deine innere Stille begleiten. Nimm einen Moment wahr wie in deinem Herzen der Fluss der Liebe, des Mitgefühls und des Friedens strömt.

Stelle dir jetzt einen Menschen vor, mit dem Du Mühe hast.

Lass die Fragen auf dich wirken: Was hat dazu geführt, dass dieser Mensch so reagiert, handelt, denkt, fühlt? Sind es körperliche Leiden, materielle Sorgen, erlebt er Spannungen, Unsicherheiten? Was für Überzeugungen, Prägungen, Wünsche hat er? Was motiviert ihn im Leben? Was verschliesst ihm bewusst zu werden?

Nun schau hinter die Fassade dieses Menschen. Was hat er Schönes, Gutes, Wertvolles, was für Fähigkeiten, Stärken, Originelles zeigt sich dir?

Meditiere über deine Erkenntnisse bis alle Kritik und Abneigung gegen diesen Menschen verschwinden, bis du ihn ganzheitlich wahrnehmen kannst, bis Mitgefühl, Verständnis und Frieden in dir entstehen.

Zum Abschluss lass dieses mitfühlende, erweiterte, befriedete Gefühl noch tiefer in deinem Herzen aufleben. Lass es dann durch deine Augen, Ohren, durch deine Haut in den Raum und um den Menschen ausstrahlen.

Kannst du fühlen, wie sich eine feine Verbindung zu diesem neu erschaffenen, erweiterten Raum aufbaut?

Für den Alltag unterwegs

Nimm zwei- bis dreimal im Laufe des Tages deine inneren Kritiken, Haltungen, Urteile wahr -ohne dich zu verfolgen. Halte inne und lass zu, etwas Positives am anderen oder in einer Situation zu sehen.