Dankbarkeit gehört zu den erfüllenden und nährenden Gefühlen wie Freude, Vertrauen, Bejahung, Güte, Liebe, Mitgefühl, Wertschätzung. Sagen wir «danke», dann haben wir etwas bekommen, sei es etwas Materielles oder eine Freundlichkeit, einen Trost, einen Rat, eine Idee, eine Gelegenheit, eine Chance… Dankbarkeit zeigt uns wie viel wir erhalten, wieviel uns zusteht, von wieviel wir umgeben sind, das uns am Leben erhält, wie wir geschätzt werden, was das Leben erfüllt. Dankbarkeit führt uns weg vom Mangel.

Medien und Konsum sind darauf ausgerichtet, uns abzulenken. Es wird uns vorgemacht, was wir noch brauchen, wie unser Körper sein soll, damit er attraktiv ist, was uns noch fehlt… Das ständige Streben nach mehr frustriert und macht uns unglücklich. Es vermittelt uns das Gefühl, dass unser wahres Leben eigentlich erst noch losgehen müsste … es fehlt immer noch etwas… Mehr ist aber niemals genug! Und das hält uns ab von der Dankbarkeit.

Alle Sprachen, Kulturkreise, Traditionen, Religionen der Welt kennen Worte des Dankes. Schauen wir in unseren Kulturkreis so ist das «Danke» nur zu oft zu einer automatisierten, dürftigen sozialen Geste, zu einer Gewohnheit abgeflacht.

Dankbarkeit in seiner Essenz aber ist eine Geste, ist ein Gefühl, eine Zuwendung, eine Anerkennung, eine Wertschätzung, die den gegenwärtigen Moment erst lebendig macht, die uns miteinander verbindet. Wie oft fühlen wir dieses «danke» wirklich, sind mit ihm verbunden, wenn wir es aussprechen?

Können wir Dankbarkeit empfinden, kann das unsere ganze Beziehung zum Leben und zu dem was ist wie es ist, verändern. Sie hat die Fähigkeit, Wertungen, Abwehr, Urteile, Mangel, in eine annehmende, wertschätzende Haltung zu wandeln.

Neuere Forschungen weisen nach, dass Dankbarkeit nicht nur unsere Gefühle und Überzeugungen verändern kann, sondern auch einen Einfluss auf unsere Zellen und die Synapsenverbindungen im Gehirn haben. Verhärtete biochemische Strukturen im Gehirn können sich verändern. Durch Dankbarkeit können sich Meinungen und Urteile aufweichen, die mentale und auch die körperliche Gesundheit sich verbessern, unsere Stimmungen werden ausgeglichener, der Energiepegel erhöht sich, der Blutdruck senkt sich und die Entzündungsbiomarker in Bezug auf die Herzgesundheit werden niedriger. Ein dankbares Herz ist also auch ein gesundes Herz.

Es braucht etwa drei Wochen, um eine neue Gewohnheit ins tägliche Leben aufzunehmen. So viel Zeit brauchen unsere Synapsen im Gehirn, um sich an ein neues Verhalten zu gewöhnen bis dieses selbstverständlich für uns wird. Indem wir uns bewusst machen, was gut ist in unserem Leben, was wir aus einer schwierigen Situation lernen oder uns befreien können, was uns reifer macht, was uns mit einem uns unsympathischen Menschen verbindet, und wir dafür Dankbarkeit empfinden können, entwirren wir negative Verhaltensmuster. In der Meditation, in der Reflektion oder einem ruhigen Spaziergang in der Natur, können wir bewusster werden, für was oder wen wir dankbar sein können. Das können materielle Dinge sein, Freunde, Familie, Partner, du selbst, aber auch einfach die Welt, in der wir leben, für unser Leben, für unseren Alltag, unser Land, unsere Beziehungen, das Wasser das selbstverständlich in unseren Wohnungen fliesst, die Nahrung, der Gesang eines Vogels, ein Sonnenaufgang, ein Lächeln, eine Aufmunterung, ein Kompliment, eine Herausforderung die wir annehmen…

Dankbarkeit lässt uns die Gegenwart als vollkommen erfahren. Sie trägt uns weit weg von dem was uns zu fehlen scheint.

Dankbarkeit hilft uns Stress zu mindern oder verhindern. Durch die Anerkennung, die in der Dankbarkeit liegt kann unsere Motivation im Alltag, im Beruf, in der Familie einen Schub bekommen, wir können freudvoller und produktiver werden.

Dankbarkeit lässt uns leichter Vertrauen aufbauen und negative Gefühle wie Neid, Eifersucht und Angst senken. Neid und Dankbarkeit haben genau entgegengesetzte Schwingungen. Neid kann durch Dankbarkeit überwunden werden. Bestehende Beziehungen können sich vertiefen, neue können sich bilden.

Das Gesetz der Resonanz lehrt uns, dass Gleiches Gleiches anzieht und Gleiches mit Gleichem verstärkt wird. Unsere Gedanken, Gefühle, Neigungen sind wie unsichtbare Magnete, die ständig alles anziehen, was in der Welt mit ihnen übereinstimmt. Dankbarkeit ist eine kraftvolle Energie, die einen dynamischen Prozess in Gang setzen kann. Sind wir dankbar für das was wir bereits haben, was wir sind, dann werden wir mehr Gutes anziehen. Dankbarkeit ist wie ein Motor für Veränderung.

Kommt Dankbarkeit aus der Quelle des Herzens spüren wir wie sie ein Geben und Empfangen ist. Sie verbindet uns mit unseren Mitmenschen.

Dankbarkeit urteilt nicht. Sie ermöglicht in allem etwas Positives zu finden und allen mit Freundlichkeit und Güte zu begegnen.

Dankbarkeit verbindet uns mit etwas ganz tief Menschlichem. Sie öffnet unser Herz für Mitgefühl. Ein mitfühlendes Herz vergibt nicht nur anderen, sondern auch sich selbst.

Wir kennen natürlich, wie das Empfinden von Mitgefühl für uns manchmal unmöglich ist. Das passiert meist dann, wenn wir über andere Menschen urteilen, die wirklich Schreckliches machen wie z.B. das Attentat auf dem Strassburger Weihnachtsmarkt. Sozusagen vor unserer Türe. Aber manchmal genügt es, dass wir sparsam mit dem Mitgefühl umgehen, wenn es um Uneinigkeiten in der Familie, Ungerechtigkeiten im Betrieb oder einem schnellgefassten Urteil geht. Natürlich haben wir einen Sinn für Gerechtigkeit, für Ordnung, für Sicherheit. Wir sind überzeugt im Recht zu sein, und wir sind auch stolz, fühlen uns stark und wichtig für unsere Geradlinigkeit. Die Urteile aber fällt vor allem unser Ego. Dass unsere Urteile erst mal für Abtrennung und Abgrenzung zum anderen sorgen ist uns in diesen Momenten meist nicht bewusst. Auf der anderen Seite urteilen die Menschen natürlich meist genauso hart über uns wie wir über sie. Beide bauen an einem Graben.

Wenn wir uns bemühen herauszufinden, zu spüren, für was wir Dankbarkeit empfinden können, dann können wir gar nicht mehr so schnell urteilen oder abwerten. Das ist ein Prozess der dann einfach geschieht, auch wenn wir uns das vorher gar nicht vorstellen konnten.

Dankbarkeit ist ein Ausdruck von Liebe, wir geben etwas. Wenn wir geben, geschieht mit der Liebe etwas Magisches. Wir wachsen einwenig über uns hinaus, wir sind etwas mehr als das Ego, als die Persönlichkeit. Dies ist eine der erfüllensten aber auch der furchteinflössendsten Aspekte der Liebe. Oft halten wir die Liebe zurück, weil wir Angst haben zurückgewiesen oder als schwach und bedürftig angesehen zu werden. Wir fürchten, unsere eigene Unsicherheit und Verletzlichkeit zu zeigen. Nichts kann uns aber zurückhalten, für die Liebe in unserem Leben in der Stille zu danken.

Dankbarkeit entfernt uns von unserem Ego-Selbst. Sie hilft uns das Bewusstsein auf das höhere Selbst auszurichten, auf das was vereinigt, das was uns erhebt anstatt auf das was uns trennt. Das höhere Selbst ist, wer wir wirklich sind. Es ist unser Selbst-Bewusstsein, das Seelische, das immer bei uns ist. Wenn wir uns mit dem Höheren Selbst identifizieren, dann leben wir aus unserem inneren Bewusstsein heraus. Es befreit uns aus den Anforderungen, Ängsten und Begrenzungen des Ego-Geistes. Wir steigen über die menschlich-beschränkte Seh- und Wahrnehmungsweise hinaus. Wir wissen, dass wir unser Bewusstsein erweitern und erhöhen können. Dann sind Dankbarkeit, Liebe, Wahrheit, ein Gefühl der stillen Freude, des Friedens, des Gelingens, der Kreativität… oder die Gnade, die wir oft als «im Fluss-sein» oder «es fällt uns zu» erleben, einfach da. Es ist als würden wir beschenkt.

Unser höheres Selbst wird nicht durch die Vergangenheit oder unser begrenztes Wissen eingeschränkt. Wir erkennen die Unterschiede in der Welt als verschiedene Teile eines Ganzen. Es ist das was uns verbindet, erfüllt, erfreut und uns tiefgehend verwandelt. Es kann jedoch aus Mangel an Wissen oder traumatischen Erfahrungen blockiert werden. Davon gibt es leider sehr sehr viele Menschen, die unser Mitgefühl und wenn erwünscht unsere Unterstützung brauchen.

Unser Ego dominiert vor allem wenn wir die Welt aus materieller Sicht betrachten, wenn wir v.a. im Ich, Mein, Dein sind, um unsere Wünsche zu erfüllen. Das ist nicht zu verurteilen. Es ist ein Versuch im Leben vorwärts zu kommen, in dieser Welt zu leben. Das Ego sorgt ganz natürlich für sich, so wie wir es gelernt haben. Es ist die Geschichte des einzelnen Menschen. 

Dankbarkeit befreit uns aus den Kämpfen und Ansprüchen des Egos. Wir heben uns über das Drama, vermeiden Opferrolle, Selbstmitleid und Depression. Das Ego sieht eher die Unterschiede, als das, was uns verbindet.

Wir üben das ganze Bild zu sehen, d.h. wir selbst werden zum ganzen Bild, zu dem was in uns als Same angelegt ist, so wie der Baumsame zu einem wunderbaren Baum wird. Indem wir uns öffnen und unsere Ganzheit leben, sind wir vollkommen. Alle Möglichkeiten können uns zufliessen, so wie das Wasser in einen Krug ohne Löcher fliesst.

Dankbarkeit hält uns bescheiden gegenüber dem bevorstehenden Tag, gegenüber der Zukunft, die wir weder wählen noch voraussehen können. Wir wissen nicht wie sich der Tag oder eine Situation auf lange Sicht entwickelt. Dankbarkeit für das was ist, öffnet uns für eine Grundhaltung der Zuversicht und des Vertrauens.

Nachfolgend gebe ich dir einige Impulse, die dich einladen, Gefühle der Dankbarkeit in dir wachzurufen. Sie sind überall und zu jederzeit anwendbar.

  • Gib dir am Morgen beim Aufwachen und am Abend bevor du zu Bett gehst einen kurzen Moment Zeit und spüre nach für was du dankbar bist. «Ich bin dankbar für…»
  • Achte im Alltag darauf wofür du dankbar bist (ein Baum in seiner Schönheit, der öffentliche Verkehr, der dich pünktlich an deinen Ort bringt, für deine Kinder, die Natur, eine Herausforderung, von der du noch nicht weisst, wohin sie dich bringt…) Nimm dabei deine Gefühle und nicht die Gedanken wahr.
  • Nimm wahr wie Dankbarkeit zu dir zurückkommt (eine Anerkennung, unerwartete Antworten…)
  • Schreibe drei Sachen auf, von denen du dir wünschst, sie anzunehmen oder dich mit ihnen abzufinden. Vielleicht ist es eine Situation oder eine Beziehung für die du dich verantwortlich fühlst, die du in den Griff bekommen oder regeln möchtest. Spüre nach wie Dankbarkeit hilft, dich besser zurechtzufinden, dich zu befrieden.
  • Wofür bist du dir selbst gegenüber dankbar?
  • Was oder wem bist du besonders dankbar im vergangenen Jahr?

Ich danke dir, dass du Zeit gegeben hast, diesen Text zu lesen.