Atemlos hetzen wir von Termin zu Termin…
Etwas verschlägt uns den Atem…
Und da heisst es, der Atem sei Leben.
Alles was im Mikrokosmos wie im Makrokosmos lebt, atmet:Menschen, Tiere, Pflanzen, Mineralien, Zellen, Ozeane, Bäume, Steine, die Erde, die Galaxien… Alle folgen eigenen rhythmischen Mustern die aufeinander abgestimmt sind und in Wechselwirkung zueinander stehen. Ein kaum fassbarer kosmischer Tanz von rhythmischen Bewegungen in Raum und Zeit. Jede kleinste Zelle, jeder Mensch, bis hin zur grössten Galaxie haben ihren festen Platz und ihre Funktion im ganzen Gefüge. In einem ständigen rhythmischen Füllen und Leeren, Geben und Empfangen wird alles Leben aufrecht und im Gleichgewicht gehalten. Allem zugrunde liegt der geheimnisvolle Lebens-atem, der Odem Gottes. Eine Intelligenz, die offenbar pure Lust, Begeisterung und Liebe am rhythmischen Zusammenspiel unterschiedlichster Kräfte hat.
Rhythmen bestimmen das Werden und Vergehen allen Lebens. Sie haben die Fähigkeit sich innerhalb einer bestimmten Spannweite den jeweiligen Umständen anzupassen. Wir kennen das vom Ein- und Ausatmen. Würde sich der Atemrhythmus beim Rennen oder Ruhen nicht anpas-sen, hätten wir massive Rhythmusprobleme. Ebenso ist es unmöglich nur Ein- oder auszuatmen. Das Leben selbst stösst uns aus dem Verharren hinaus in die Bewegung. Im Hin- und Herpendeln üben wir Flexibilität, Widerstandskraft, Standfestigkeit, Unterscheidungsvermögen, werden wir bewusst. Das Leben selbst strebt die Mitte, das Gleichgewicht an.
Die Eintönigkeit der Takte hingegen – das genaue Wiederholen des Gleichen – wirkt lebens-tötend. Denken wir nur an den militärischen Marschritt, an die monotonen Wiederholungen von Maschinen, Robotern und der künstlichen Intelligenz. Sie wirken ermüdend, belämmernd, abstumpfend, geisttötend. Taktmethoden werden auch in der Folter eingesetzt. Wenn das Herz eines Herzinfarktpatienten nur noch im Takt schlägt, weist das auf den nahenden Tod hin. Herzrhythmusstörungen hingegen sind ein Zeichen, dass das Herz zwischen Extremen um das Gleichgewicht kämpft und am Leben bleiben will.
Im Rhythmus sein vermittelt uns ein Glücksgefühl, Gelassenheit, Sicherheit. Sind wir hingegen aus dem Rhythmus gibt es Schlafstörungen, sind wir ungeduldig, depressiv, aggressiv, müde, krank, unmotiviert, freudlos… Das gilt für einen Tagesablauf, eine Arbeit, wie auch für eine Familie, ein Land, ein Volk, die Menschheit, eine Wirtschaft, Religion, Kultur, die Natur.
Atemmeditation ist eine Methode, Gedanken, Emotionen und körperliche Befindlichkeiten zu beruhigen, zu entspannen und in der Ruhe und Stille unseres inneren Selbstes anzukommen. Sie kann erst eine Oase im Alltag sein, die sich mit Übung immer mehr vergrössert und den Alltag miteinzuschliessen beginnt. Haben wir die richtige Wellenlänge beim Atmen gefunden, trägt das viel zu unserem eigenen wie zum Frieden in unserem Umfeld und der Welt bei. Je langsamer, je tiefer, je ruhiger unser Atemrhythmus wird, desto mehr entspannt sich unser Nervensystem. Andere chemische Botenstoffe werden in den Köper geschickt, die ein Gefühl der Verbunden- heit, des Wohlbefindens und Gelassenheit bringen. Wir werden bereit und fähig, uns unserem inneren Wesen und dem geistigen Horizont zu öffnen.
Der Atem hat die Fähigkeit zur Transformation. Er wandelt nicht nur Sauerstoff den wir einatmen in giftiges Kohlendioxyd, das wir ausatmen. Der Wandel kann tiefer gehen. Wenn wir uns einstimmen auf die Wellenlänge der Natur, des Universums, können wir daraus Kräfte und Qualitäten mit dem Atem aufnehmen. Dafür braucht es ein offenes Herz, die Bereitschaft zu Empfangen und auch zu Geben. In der folgenden Meditation kannst du das erfahren.
Atem-Meditation
Dein Atem strömt durch unzählige kleine Kanäle durch dein Zwerchfell, dein Herz, deine Organe, dein Nervensystem, dein Gehirn, deine Blutbahnen, Muskeln, dein ganzes Skelett. Erlaube dem Atem deinen ganzen Körper zu berühren, zu beatmen. Atme bis an seine Grenzen wo die Haut deinen Körper nach innen und aussen schützt. Mit jedem Ein- und Ausatmen kann dein Körper mehr entspannen. Er wird durchlässiger und leichter. Vielleicht kannst du in dieser Durch-lässigkeit wahrnehmen wie dein Körper reine geistige Essenz ist.
Atme in deine Gefühle und Prägungen bis sie sich beruhigen. Atme in deine Gedanken, in deine Überzeugungen bis sie verblassen. Lass dich in die Stille deines Wesens atmen.
Gib jetzt deine Aufmerksamkeit in dein Herz. Beim nächsten Ausatmen weite dich von deinem Herzen aus tief in die Natur hinein aus. Beim Einatmen ziehe dich zurück in dein Herz. Du bist wie ein kleines Zentrum in der Weite der Natur. Verweile einen Moment mit dem Ausdehnen in die Natur beim Ausatmen und mit dem Zusammenziehen in dein Herz beim Einatmen. Nimm die Wechselbewegung zwischen dir und der Natur ganz bewusst in deinem Wesen wahr. Die Natur ist die Seele der Erde. Sie gibt dir den Schlüssel zu allen Bewegungen im Universum.
Beim nächsten Einatmen nimm die Fülle der Natur in dich auf, ihre Schönheit, ihren Frieden, ihre Kraft, ihre Lebendigkeit. Was immer du brauchst, atme es ein. Dein Körper, deine Gefühle, deine Gedanken und Handlungen werden genährt und gestärkt von der Kraft der Natur. Mit dem Ausatmen gib der Natur etwas aus deinem Herzen zurück: Liebe, Frieden, Heilung, das was du ihr schenken möchtest. Verweile einen Moment in diesem Austausch.
Vielleicht bemerkst du wie dein Atem langsamer, ruhiger wird, wie er sich dem Atemrhythmus der Natur angleicht. Von Zeit zu Zeit vereinen sich dein Atem und der Atemrhythmus der Natur so wie sich Sekunden-, Minuten- und Stundenrhythmus jede volle Stunde für eine Sekunde vereinen. Atme nun die Geschenke der Natur in die ganze Welt, in dein Land, dein Umfeld, an deinen Arbeitsplatz, in deine Familie.
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Für den Alltag: Sei achtsam was du ein- und ausatmest.
Kannst du die Stille hinter dem Alltagslärm hören? Atme sie ein und aus.
Kannst du die Reinheit der Luft hinter den Abgasen riechen? Atme sie ein und aus.
Kannst du den Frieden hinter den Kriegen spüren? Atme ihn ein und aus.
Kannst du die Entspannung hinter dem Stress empfinden? Atme sie ein und aus.
Kannst du die Gesundheit hinter der Krankheit wahrnehmen? Atme sie ein und aus.
Kannst du die Ordnung hinter der Zerstörung erkennen? Atme sie ein und aus.
Kannst du das geistige Licht im Sonnenaufgang empfinden? Atme es ein und aus.
Kannst du die Schöpferkraft im Universum sehen? Atme sie ein und aus.
Kannst du die Liebe in der Allverbundenheit spüren? Atme sie ein und aus.
Kannst du die Weisheit in allem Geschöpften erkennen? Atme sie ein und aus.
Liebe Katharina. Herzlichen Dank für deine Atem-Meditation, die grad perfekt in meine jetzige Lebenssituation passt. Vor allem die Gedanken „Für den Alltag“ sprechen mich an, zeigen sie mir doch, dass alles zwei Seiten hat, die es lohnt, zu entdecken.
Danke dir und herzliche Grüsse. Margaritha